«Die Sanierung eines Seminarhotels im Emmental ist nicht alltäglich»
Jonas Marti, GHZ Architekten
Als stellvertretender Gesamtleiter ist Jonas Marti von der GHZ Architekten AG für die Planung und Ausführung des Umbaus auf dem Appenberg verantwortlich. Was die Arbeit als Architekt so besonders macht und welche lokalen Gegebenheiten die grössten Herausforderungen darstellen, erzählt er im Interview.
Jonas, als GHZ seid ihr gesamtverantwortlich für den Umbau auf dem Appenberg. Worin liegt dabei die grösste Herausforderung?
Jonas Marti: Die grosse Herausforderung im Planungsprozess ist es, die unterschiedlichen Gebäudesubstanzen, die verschiedenen Schwerpunkte der einzelnen Akteure und die aktuellen Gesetzgebungen in einem schlüssigen Konzept zu vereinen.
Ihr habt Wohn-, Gewerbe- und Kunsthäuser umgebaut. Der Appenberg wird künftig mit klar getrenntem Seminar- und Hotelteil daherkommen. Welche Eigenheiten ergeben sich dadurch für die Planung?
Eine Eigenheit liegt in den Wegführungen und Erschliessungen auf dem Areal und in den Häusern. Diese sind logisch konzipiert, sodass sich Besucherinnen und Besucher sowie das Personal zurechtfinden und sich die einzelnen Nutzungen nicht behindern, sondern ergänzen.
Die einzelnen Gebäude wurden zum Grossteil bereits an ihrem Ursprungsort ab- und auf dem Appenberg wieder aufgebaut. Inwiefern wird dadurch die Sanierung verkompliziert?
Bei dem Umzug wurde die alte Gebäudesubstanz in den meisten Fällen angepasst und auf neu erstellte Untergeschosse gestellt. Wie die alten Konstruktionen verändert und die Schnittstellen ausgebildet wurden, wird oft erst bei der Freilegung der Grundkonstruktionen ersichtlich. In der Planung mussten daher einige Annahmen getroffen werden, während viele Details erst bei der Ausführung abschliessend definiert werden.
Das äussere Erscheinungsbild insbesondere der Fassaden soll grösstenteils erhalten bleiben. Wie habt ihr in eurem Konzept Moderne und Tradition verbunden?
Die ursprünglichen Bauelemente, welche dem Appenberg sein charakteristisches Erscheinungsbild verleihen, haben für uns Architektinnen und Architekten einen enormen Wert. Damit sind so viele Geschichten und Traditionen aus längst vergangenen Zeiten verbunden, welche sich mit neuen Bauelementen nicht reproduzieren lassen. Grundsätzlich werden Eingriffe an den Gebäudehüllen auf ein Minimum reduziert. Bei neu erstellten Elementen – etwa dem Anbau am Hofgebäude, der Aussentreppe des Hubelhauses oder den neuen Eingangstüren – wurde darauf geachtet, dass diese passend zu den alten Gebäudetypologien dimensioniert sind. Durch eine schlichte Ausgestaltung sollen sie sich dem Bestehenden unterordnen, während neue Elemente in der Materialität, Konstruktionsart und Farbgebung als solche erkennbar sein dürfen; auf Nachahmungen altehrwürdiger Elemente wird verzichtet.
Worin liegt für euch der grösste Reiz an diesem Projekt?
Eine Sanierung eines Seminarhotels im Emmental ist nicht alltäglich und bringt Chancen, aber auch einige Herausforderungen mit sich. Ein persönlicher Reiz liegt darin, die Herausforderung der örtlichen Gegebenheiten mit der starken Hanglange, der schmalen Zufahrtsstrasse und den engen Platzverhältnissen zu bewältigen.
Die Realisierung erfolgt in Absprache mit zahlreichen Partnern. Wodurch wird die Zusammenarbeit geprägt?
Bei einem straffen Bauprogramm mit vielen zeitlichen Überlagerungen verlangt die Koordination der unterschiedlichsten Arbeiten von allen beteiligten Partnern eine sehr enge Zusammenarbeit und eine lückenlose Kommunikation.
«Mit den Bauelementen sind so viele Geschichten verbunden.»

An der Gesamtsanierung des Appenbergs sind zahlreiche Partnerinnen und Partner beteiligt. Was ist ihre konkrete Aufgabe? Wodurch wird ihre Arbeit auf dem Appenberg geprägt? Und wie wird das Hoteldorf dereinst daherkommen? In unserer Interview-Serie liefern uns die zentralsten Personen einen Einblick in ihre Aufgabe im Projekt.